ROBOTERSINFONIE
Zu ihrem 25. Geburtstag machen die Dresdner Sinfoniker sich und ihrem Publikum ein spektakuläres Geschenk: ein Doppelkonzert, in dem nach der Pause Roboter den Dirigenten unterstützen. Wie wird das Orchester reagieren, welche Auswirkungen werden die neuen technischen Möglichkeiten auf Kompositionen und ein Publikum der Zukunft haben?
Ein Blick in die Zukunft
Seit einem Vierteljahrhundert realisieren die Dresdner Sinfoniker innovative zeitgenössische Musik auf höchstem künstlerischen Niveau. Bei der ROBOTERSINFONIE, ihrem Jubiläumskonzert, übernimmt nun zeitweise ein von einem Dirigenten trainierter Industrieroboter die Führung. In Zusammenarbeit mit dem Exzellenzcluster CeTI der TU Dresden wird einem Roboter gelehrt, wie Takte geschlagen und Dynamiken angezeigt werden können. Seine Bewegungen werden im Play-back-Verfahren direkt auf die drei Arme der Maschine übertragen.
Mensch, Musik und Maschinen
Musiker*innen der Dresdner Sinfoniker werden gemeinsam mit einem Roboter Musik als ein hybrides, künstlerisch-maschinelles Produkt „herstellen“. Denn es geht um genau diesen Moment des Begegnens, in dem vielleicht eine Synthese von maschineller Präzision und menschlicher Kreativität entsteht. Wie reagiert ein Orchester, das gewohnt ist, subtilste Bewegungen und Gesten seiner Leiterin oder seines Leiters in Musik umzusetzen? Wo bleiben Autorität und Charisma? Entsteht womöglich ein neuer musikalischer Ausdruck als Ergebnis der Zusammenarbeit? Und werden Komponist*innen in Zukunft neue Wege einschlagen, wenn sie ein komplexes Roboter-Dirigat nutzen können? Das Projekt ROBOTERSINFONIE beleuchtet das vielschichtige Verhältnis von Kunst und Technologie.
Das Programm der ROBOTERSINFONIE
Unter dem Dirigat von Michael Helmrath spielen 16 Blechbläser*innen und 4 Schlagwerker*innen der Dresdner Sinfoniker im ersten Teil des Abends Werke von Markus Lehmann-Horn, Konstantia Gourzi und Wieland Reissmann. Nach der Pause übergibt der Dirigent die Leitung des Orchesters an seinen maschinellen Kollegen, der mit der Uraufführung von #kreuzknoten von Wieland Reissmann sogleich eine besondere Herausforderung zu meistern hat. Zwei seiner drei Arme leiten das Orchester sicher durch die sich überkreuzenden Tempi. Ein Teil der Musiker beginnt langsam und akzeleriert, während die andere Hälfte retardiert. #kreuzknoten wäre aufgrund seiner rhythmischen Finesse von einem Menschen nicht zu dirigieren. Es folgt ein Auftragswerk des Komponisten und Jazz-Pianisten Andreas Gundlach für die Dresdner Sinfoniker. In Semiconductor’s Masterpiece nutzt Gundlach die Fähigkeit des Industrieroboters, mit drei Armen das dreigeteilte Orchester unabhängig voneinander durch komplexe rhythmische Passagen zu führen. Das Gesellenstück des roboten Dirigierlehrlings würde es im normalen Leben sicher so nicht geben.